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Reiseberichte

Mein Bhutan-Tagebuch

Tag 1-4: Von Thimphu nach Bumthang

Tag 1

Mein Abenteuer beginnt

Es beginnt mit einem spektakulären Flug: Den einzigen internationalen Flughafen des Landes in Paro dürfen nur speziell ausgebildete Piloten anfliegen. Beim Landeanflug in das enge Tal von Paro sind die grünen Berghänge links und rechts zum Greifen nah. Bhutan ist ein kleines Land am Rand des Himalaya-Gebirges. Bei guter Sicht sind die schneebedeckten Gipfel der Sieben- und Achttausender, also der höchsten Berge der Welt, das erste Highlight meiner Reise. Nach der Landung geht alles ganz schnell. Der Service am winzigen Flughafen ist sehr persönlich. Der Airport ist mit beeindruckenden Fotos der Landschaften und von der Königsfamilie geschmückt. Eines fällt mir besonders auf: das Lächeln in den Gesichtern der Menschen.

Nach einer einstündigen Autofahrt von Paro in die Hauptstadt Thimphu, in der etwa 100.000 der insgesamt 800.000 Einwohner leben, komme ich in der am Berghang gelegenen Six Senses Thimphu Lodge auf 2.700 Metern Höhe an. Der Spitzname „Palace in the Sky“ ist wohl verdient. Umrundet von sattgrünen Bergen, genieße ich einem traumhaften Blick auf Thimphu und die gewaltige Buddha-Statue auf dem gegenüberliegenden Berg und atme die frische Bergluft in tiefen Zügen ein. Ich bin voller Vorfreude auf meine kommenden 10 Tage!

Tag 2

Von Spiritualität bis Segnungen

Dieser Tag soll mir von der ersten Minute an zeigen, wie tiefgründig das Leben in Bhutan in Verbundenheit mit der Natur wirklich ist. Bereits am frühen Morgen tauche ich in eine spirituelle und ausgeglichene Welt ein. Einer der höchsten buddhistischen Meister des Landes, Khenpo Phuntshok Tashi, leitet mich in einer besonderen und anschaulichen Lektion durch die drei Phasen der Meditation, deren Wirkung auf das innere Gleichgewicht abzielt und erklärt mir seinen Ansatz für ein achtsames Leben. Was für eine faszinierende und gebildete Persönlichkeit!

Nach dem Frühstück starte ich in Richtung Thimphu und beginne meine Besichtigungstour mit der 54 Meter hohen, goldenen Buddha Dordenma-Statue des Landes, in der sich tausende kleine Statuen befinden. Hier erfahre ich von meinem Guide die Ansätze der buddhistischen Religion und einiger Rituale und stelle fest, wie umfangreich dieser Glaube ist.

Mein erstes Tempel-Erlebnis führt mich zum Changangkha-Kloster, dem Ort, an dem Familien ihre Neugeborenen bei einer Zeremonie segnen lassen. Es ist der Sitz der Geburtsgottheit und somit Segnungsstätte für alle Kinder, die in der Region zur Welt kommen. Es ist ein berührender Moment, als ich gleich bei mehreren Segnungen anwesend sein darf. Das Kloster selbst ist von über 100 Gebetsmühlen umgeben, die im Uhrzeigersinn gedreht werden müssen – ein schönes Ritual, wie ich finde.

bumthang 23

Farbenfrohe Tiermasken

für traditionelle Festivals

Auf dem Rückweg ins Hotel schaue ich noch bei einem Maskenschnitzer vorbei, der die farbenfrohen Tiermasken für die unzähligen, traditionellen Festivals des Landes herstellt. Diese sollen mir ganz am Ende meiner Reise wieder begegnen.

Ich erhielt viele Informationen über das Land, in dem das Bruttoinlandsprodukt nicht in Geld sondern in Glück gemessen wird und ein Land, das langsam aber sicher auch in der Neuzeit ankommt.

Franziska Hoffmann

Der Ausklang des 2. Tages stellt der Vortrag  eines der bedeutendsten Gelehrten und Forscher Dr. Karma Phuntsho dar, der mir die Entwicklung seines Landes von ökonomischer Seite auf sehr interessante Weise näher bringt. Ein langer Tag voller Begegnungen geht zu Ende.

Tag 3

Im Tal der 5 Täler

Heute führt mich meine Reise in ein weiteres Tal der 5 Täler - nach Bumthang.

Das Straßensystem ist noch nicht überall gut ausgebaut und über die Bergstrassen wäre der Weg eine komplette Tagesreise. Glücklicherweise gibt es zwei Flüge pro Woche zwischen Paro und Bumthang. So fliege ich in 20 Minuten vorbei an den Bergspitzen in eine noch recht entlegene Gegend Bhutans. Nach meiner Ankunft erwartet mich inmitten unberührter Natur ein privates BBQ am Fluss zum Mittagessen. Es wird frischer Fisch und viel Gemüse aus der Region gereicht und es schmeckt einfach nur köstlich. Im Anschluss an diese Symbiose mit der Natur empfängt mich die kleine Six Senses Forest Lodge mitten im Wald, nur das Rauschen des Flusses ist zu hören. Die hölzerne Bauweise verbindet sich perfekt mit der Umgebung und der Geruch von Nadelbäumen umgibt mich. 

Die Zahl 108 soll mich auf meiner Glücksreise noch häufiger begleiten. Das wird auch heute deutlich. Ich besuche am Nachmittag drei Tempel im Tal von Bumthang. Man sagt, der Guru Rimpoche errichtete einst 108 Tempel zum Schutz vor Geistern und Dämonen. Deshalb nimmt die Zahl 108 einen hohen Stellenwert im Glauben der Bhutanesen ein. Der Kurje Lhakhang (Lhakhang = Tempel) ist einer dieser 108 Tempel, wovon sich nur zwei im Bhutan befinden. 

Durch das Überwerfen eines 25 kg schweren Kettenhemdes und dreimaligem Umlaufens des "Tempels der guten Nachricht"  ist es möglich, sich von seinen Sünden zu befreien. Wer hat denn wohl keine Sünden, frage ich mich und starte die Umrundung mit dem schweren Kettenhemd aus Metall. Allerdings trage ich das Gewicht nur eine Runde auf meinem Rücken, weiter schaffe ich es nicht. Ich bin echt erschöpft davon, nun freue ich mich auf den Ausklang des Tages am gemütlichen Kamin in der Six Senses Forest Lodge. Unter meiner Bettdecke erwartet mich zum Einschlafen eine Wärmflasche - was für ein wohliges Gefühl, denn auch in den Sommermonaten bleibt es in den Bergen Bhutans kühl.

Tag 4

Von Ritualen und Bergwelten

Heute heißt es für mich Eintauchen in die Rituale des buddhistischen Glaubens und die Bergwelt Bhutans. Der Tag startet an einem heiligen Ort - einem reißenden Gebirgsbach über den eine Brücke führt, welche mit tausenden von Gebetsflaggen verziert ist. Gebetsflaggen gibt es immer in fünf Farben, die für die fünf Elemente stehen: Weiß für Luft, Gelb für Erde, Rot für Feuer, Blau für Himmel und Grün für Wasser.

Die Farbe richtet sich nach dem Geburtsjahr und somit bin ich Feuer und schreibe meinen Geburtstag auf die rote Flagge, bevor ich sie über dem Fluss zwischen die vielen anderen Flaggen platziere.

Es geht im Anschluss weiter in eines der wenigen Nonnenkloster des Landes, in dem 160 Nonnen leben und ausgebildet werden. Die jungen Frauen und Mädchen befinden sich mitten in einer Unterrichtsstunde und sind im ersten Moment meines Besuchs sehr schüchtern und verhalten. Auch ich brauche ein paar Minuten zum Ankommen in einer sehr simplen Welt, die einem so fern erscheint vom westlichen Leben und trotzdem so viel Harmonie und Glück ausstrahlt. Die jungen Nonnen berichten mir von Ihrem Alltag, sie lernen hier sogar Englisch und erhalten eine umfassende Bildung. Sie leben in einer Gemeinschaft und teilen sich die Aufgaben wie Kochen, Waschen und Gärtnern. Nach einer Weile wird es tiefgründiger und es stellt sich heraus, dass der Staat sie nicht unterstützt und sie von Spenden leben. Sie träumen von einem Auto, um nicht täglich den langen Weg ins Dorf für alle Besorgungen gehen zu müssen, aber auch Decken für die kalten Monate oder gar Zahnpasta sind Mangelware. Das ist für mich sehr berührend und es war mir ein inneres Bedürfnis, einen kleinen Beitrag zu leisten.

Als Dankeschön für meine Spende wurden am Abend im Gebet Kerzen angezündet. Für mich ein Erlebnis, das mir sehr nah ging.

Direkt vom Kloster aus startet anschließend meine Wanderung. Die Stille der Natur und die frische Luft gaben mir wieder etwas Halt unter den Füßen, um die Eindrücke im Kloster setzen zu lassen und für mich zu verarbeiten. Eine gut 9 km lange Tour auf über 3.000 Metern Höhe. Die Landschaft gleicht eher der eines Mittelgebirges und die Wälder sind satt grün. Die Baumgrenze befindet sich 1.000 Meter oberhalb. Es ist keine all zu anspruchsvolle Strecke, doch die enorme Höhe bringt mich etwas außer Atem.
Den Weg zieren immer wieder Ansammlungen von 108 weißen hohen Fahnen, die den Verstorbenen zu ehren aufgestellt werden, um die Wiedergeburt zu beschleunigen. Ein weiteres wichtiges Ritual des Buddhismus. Nach dem Aufstieg und einer kurzen Erfrischung inklusive Snack am höchsten Punkt der Tour geht es wieder bergab und ich gönne mir zum Ausklang dieses besonderen Tages ein Red Panda Bier in der Brauerei des Schweizer Braumeisters im Tal von Bumthang. Es sollen noch weitere intensive und spannende Erlebnisse in den nächsten Tagen folgen.



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